Der Torschützenkönig

Wer hechtet so schnell nach dem Ball, der springt?
Es ist der Torwart mit seinem Instinkt.
Er wirft sich auf ihn ohne Erbarm
und faßt ihn sicher, hält ihn im Arm.

Heh Abwehr, was birgst du so bang dein Gesicht?
Siehst Torwart du den Stürmer nicht?
Den Torschützenkönig, die Haare wie'n Schweif,
mit Goldkettchen, an der Hand goldnen Reif.

»Du lieber Ball, komm geh mit mir!
Gar viele Tricks mach ich dann mit dir;
Wie früher an Brasiliens Strand
manch Mädchen bewundernd, staunend da stand.«

Heh Torwart, heh Torwart, und siehest Du nicht,
wie Torschützenkönig die Reihen durchbricht.
Sei ruhig, ganz ruhig, er schießt zwar geschwind,
doch noch ist er weit und hat Gegenwind.

»Willst, feiner Ball, du mit mir gehn
zum Tanz durch die Abwehr, flink und schön.
Und komm ich geschwinde nicht durch die Reihn,
dann hakt sich mein Fuß bei dem Gegner ein.«

Oh Torwart, oh Torwart, und siehst du nicht dort,
den Freistoß gegeben, gefährlicher Ort.
Heh Schiri, heh Schiri, ich sah es genau,
den Ball er gespielt, du Arschloch, du Sau.

»Treff ich dich, meinen Rekord ich behalt;
Und reicht nicht die Technik, dann eben Gewalt.«
Oh Torwart, oh Torwart, jetzt läuft er an,
die Lück in der Mauer sich aufgetan.

Den Torwart grauset's, er wirft sich geschwind
dem Ball entgegen, der jäh Höhe gewinnt.
Er schnellt mit Mühe noch einmal empor -
und hält in den Armen den Ball erst im Tor.

Unveröffentlicht

Entstehungsdatum

Mai 1999