"...daß es sehr leicht is, sich jede Nummer immer zu merken."

Von einem Mathematiker wird gemeinhin angenommen, er habe ein gutes Zahlengedächtnis und könne gut Kopfrechnen - vielleicht kokettieren gerade deshalb viele Mathematiker mit ihren angeblich mangelhaften Leistungen in diesen beiden Disziplinen. Während die Kopfrechengeschwindigkeit wohl überwiegend durch Üben gesteigert werden kann, wird das Memorieren von Zahlen mit der unten vorgestellten Methode auch für Mathematiker zum Kinderspiel.

4268! So eine Nummer hat eine Lokomotive in Petschka auf der Bahn am 16. Geleise gehabt. Man hat sie wegziehn solln nach Lissa an der Elbe ins Depot, zur Reparatur, aber es is nicht so leicht gegangen, Herr Feldwebel, weil der Lokomotivführer, was sie hat dort hinbringen solln, hat ein sehr schlechtes Gedächtnis auf Nummern gehabt. Da hat ihn der Streckenmeister in seine Kanzlei gerufen und sagt ihm: "Aufn 16. Geleis is die Lokomotive 4268. Ich weiß, daß Sie ein schlechtes Gedächtnis auf Nummern ham, und wenn man Ihnen eine Nummer auf ein Papier aufschreibt, daß Sie dieses Papier verlieren. Geben Sie sich aber gut acht, wenn Sie so schwach auf Nummern sind, und ich wer Ihnen zeigen, daß es sehr leicht is, sich jede Nummer immer zu merken. Schaun Sie. Die Lokomotiv, was Sie ins Depot nach Lissa an der Elbe ziehn solln, hat die Nummer 4268. Geben Sie also acht. Die erste Ziffer is ein Vierer, die zweite ein Zweier. Merken Sie sich also schon 42, das is zwei mal 2, das is der Reihe nach von vorn 4, dividiert durch 2 gleich 2 und wieder ham sie nebeneinander 4 und 2. Jetzt erschrecken Sie nicht. Wieviel is zwei mal 4, acht, nicht wahr? Also graben Sie sich ins Gedächtnis ein, daß der Achter, was in Nummer 4268 is, der letzte in der Reihe is, so brauchen Sie sich also nur noch zu merken, daß die erste Zahl eine 4 is, die zweite eine 2, die vierte eine 8, und jetzt merken Sie sich noch irgendwie gescheit die 6, was vor der 8 kommt. Das ist schrecklich einfach. Die erste Ziffer is eine 4, die zweite eine 2, vier und zwei is sechs. Also da sind Sie schon sicher, die zweite vom Ende ist eine 6, und schon schwindet uns die Reihenfolge der Ziffern nie mehr ausn Gedächtnis. Sie ham die Nummer 4268 fest im Kopf. Oder können Sie zum selben Resultat noch einfacher kommen." [...] Er hat ihm also angefangen die einfachere Art zu erklären, wie er sich die Nummer der Lokomotiv 4268 merken könnt. 8 weniger 2 is 6. Also weiß er schon 68, 6 weniger 2 is 4, so weiß er also schon 4 - 68. Dann noch die 2 dazwischen, und er hat 4 - 2 - 6 - 8. Es is auch nicht zu anstrengend, wenn mans noch anders macht, mit Hilfe vom Multiplizieren und Dividieren. Da kommt man zu so einem Resultat. "Merken Sie sich", hat der Streckenmeister gesagt, "daß zwei mal 42 84 is. Das Jahr hat 12 Monate. Man zieht also 12 von 84 ab, und es bleibt uns 72, davon noch 12 Monate, das is 6o, wir ham also schon eine sichere 6 und die Null streichen wir. Wir wissen also 42 - 6 - 84. Wenn wir die Null gestrichen ham, streichen wir auch hinten die 4 und ham ganz ruhig 4268, die Nummer der Lokomotiv, was ins Depot nach Lissa an der Elbe gehört." Wie ich sag, auch mitn Dividieren is es leicht. Wir rechnen uns den Koeffizienten nachn Zolltarif aus. [...] Glauben Sie, Herr Feldwebel, daß sichs der Lokomotivführer gemerkt hat? Er hat sich geirrt und hat alles mit drei multipliziert, weil er sich an die Dreifaltigkeit Gottes erinnert hat, und hat die Lokomotive nicht gefunden, sie steht noch heute dort auf Strecke Nummer 16.

Von welchem Autor stammt der obige Text, dessen Bedeutung als Grundlagenwerk der Mnemotechnik noch immer nicht in ausreichendem Maße gewürdigt wird.

Hier finden Sie die Lösungen der Rätsel.

Veröffentlicht in:

HängeMathe Nr. 22

Juli 2003

Entstehungsdatum

Mai 2003